Suicide Squad (2016)
„Feuer gegen Feuer“
Mit dem Trailer fing alles recht vielversprechend an. Doch diese Flamme der Begeisterung sollte nach dem ersten Drittel des Films jeher erlischen. Lediglich Diablo heizte der Leinwand mit seinen Fähigkeiten rein visuell ordentlich ein. Mit SUICIDE SQUAD setzt DC nach dem stark kritisierten BATMAN V SUPERMAN den Karren noch tiefer in den Dreck. Doch woran lag es?
Amanda Waller (Viola Davis) will im Namen der US-Regierung ein Geheimprojekt in die Wege leiten: den Suicide Squad, bestehend aus Rick Flagg (Joel Kinnaman), Deadshot (Will Smith), Harley Quinn (Margot Robbie), Diablo (Jay Hernandez), Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje) Captain Boomerang (Jai Courtney), Katana (Karen Fukuhara) und Enchantress aka. June Moon (Cara Delevingne) – natürlich darf auch der Joker (Jared Leto) bei dieser großen Party nicht fehlen.
Diese Gangster und Verbrecher, die größtenteils hinter Gitterstäben ihr Dasein fristen, sollen gegen eine große Bedrohung kämpfen und ihren Kopf für die Regierung hinhalten. Im Gegenzug winkt ihnen dafür eine reine Weste und Immunität. Doch wie will man den bösesten Abschaum kontrollieren, wo doch jeder hauptsächlich seine Interessen verfolgt und den eigenen Kragen retten will? Und kann man tatsächlich Feuer mit Feuer bekämpfen?
Nach dem ersten Drittel Flaute
Die Inhaltsbeschreibung fällt sehr dürftig aus. Doch das liegt nicht nur daran, dass ich mich um spoilerfreie Kritiken bemühe, sondern hat den simplen Grund, dass die Story aus kaum mehr als das besteht. Und da wären wir schon bei der größten Schwäche des Films: dem Drehbuch.
Keine Ahnung wen oder was jemanden geritten hat so ein schlechtes Drehbuch durchzuwinken, das anscheinend während einer längeren Sitzung auf dem stillen Örtchen entstand. Ja, die Verfilmung des Stoffs war durchaus eine Herausforderung bei so vielen Akteuren – und an dieser Herausforderung ist man gescheitert. Der Film weiß nicht wohin mit all seinen Charakteren und wird diesen auch nicht gerecht (was man sogar als Nicht-Comic-Leser deutlich merkt). Verschenktes Potential en masse. Dabei ist der Anfang noch recht gelungen: jeder Charakter wird kurz und bündig eingeführt, wobei ich bei den eingeblendeten amüsanten Beschreibungen bzw. Steckbriefen der Antihelden hier und da gerne mal das Bild für einen Moment angehalten hätte um sie mir durchlesen zu können.
Darüber hinaus ist die Screentime mehr als ungerecht verteilt: Deadshot, verkörpert durch Will Smith, der augenscheinlich wohl das Zugpferd des Filmes darstellen soll, ist viel zu häufig zu sehen. Zusammen mit Harley Quinn nimmt er wohl den meisten Raum ein – zudem füllen lediglich diese beiden Charaktere die emotionale Ebene des Films. Gen Ende darf Diablo aber auch noch etwas dazu beisteuern. Ansonsten wirken alle anderen Mitglieder des Suicide Squads mehr als blass. Ebenfalls eine Enttäuschung stellte Jared Leto als Joker dar, wobei damit gar nicht einmal die schauspielerische Leistung seitens Leto bewertet werden soll. Der Joker ist in SUICIDE SQUAD eher ein durchgeknallter Gangster-Pimp, der hauptsächlich als Harley Quinns Freund, Beschützer und Helfer fungiert.
Sehr schade wenn man bedenkt, wie viel Method-Acting seitens Leto in dieser Figur steckt. Doch bei gefühlten fünf Minuten Screentime, die allenfalls für Grimassen, Lacher und Sprücheklopfen reichen, kann sich der Facettenreichtum des Jokers nicht entfalten. Es geht sogar so weit, dass wenn man die Figur des Jokers aus dem Film nehmen würde, dies kaum Auswirkungen auf den Verlauf des Films hätte. Ein Umstand, der viele Fans ebenfalls verärgern dürfte. Auch Cara Delevingnes Performance als Enchantress erscheint zu Anfang noch passend und gut (besonders als June Moon wohl die Idealbesetzung) – wandelt sich jedoch im weiteren Verlauf immer mehr zu einer peinlichen Farce, die unfreiwillig komisch ist.
Eine One-Woman-Show
Doch wollen wir auch auf die wenigen guten Aspekte von SUICIDE SQUAD zu sprechen kommen. Margot Robbie als Harley Quinn ist einfach großartig – mein persönliches Highlight. Meine Erwartungen deckten sich mit dem Charakter und wurden sogar teilweise übertroffen: keck, frech, sexy, witzig mit einer großen Klappe und viel dahinter. Natürlich ist Harley Quinn eine stark sexualisierte Figur, dennoch schafft es Robbie daraus eine durchaus starke Frauenrolle zu schaffen. Nur zu gerne würde ich mir hier zusammen mit dem Joker einen Solofilm wünschen („Harley Quinn & Joker – Crazy (and) in love“?), in dem noch tiefer auf die Beziehung und die Vergangenheit der beiden Figuren eingegangen wird.
Zu guter Letzt – der Soundtrack. Es wird deutlich, dass sich DC hier stark an Marvel, insbesondere an GUARDIANS OF THE GALAXY, orientiert hat. Reihen sich bei der Untermalung SUICIDE SQUADS doch ein Evergreen an den nächsten (The House of the Rising Sun, Bohemian Rhapsody, Fortunate Son, Paranoid, Seven Nation Army uvm.). Doch egal wie viel Spaß es macht diese Songs im Kino zu hören, so wirken sie bei SUICIDE SQAD stellenweise deplatziert und gewollt hineingeprügelt.
Zum Schluss bleiben für mich noch viele Fragen offen: Um welche ursprüngliche Bedrohung ging es? Warum genau werden die Bösewichte zur Hilfe beordert? Was ist mit den „eigentlichen“ Superhelden des DC Universums? Für mich gab es dazu keinerlei logische Erklärung (ich bin wie gesagt kein Comic Fan und daher wenig kundig, was jedoch den meisten so gehen dürfte).
Wie soll es mit DC weitergehen? Bisher setzt sich Marvel immer weiter von seinem Konkurrenten vor allem in Punkto Innovation (falls davon in diesem Genre überhaupt die Rede sein kann) ab. Denn auch in SUICIDE SQAD hat DC abermals ein Antagonisten Problem. Letzen Endes ist SUICIDE SQUAD handwerklich ganz gut gelungen, mehr als genug Budget war auch vorhanden. Wann wacht man hier auf und setzt auch auf erzählerische Qualität? Dies bleibt abzuwarten.
4,5 / 10
Titel: | Suicide Squad |
Produktionsjahr: | 2016 |
Altersfreigabe: | FSK 16 |
Regie: | David Ayer |
Cast: | Will Smith, Margot Robbie, Cara Delevingne, Scott Eastwood, Jared Leto, Jay Hernandez, Viola Davis, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Karen Fukuhara, Ben Affleck, Jai Courtney, Joel Kinnaman |
Produktionsland: | USA |
Länge: | 123 Minuten |
Kinostart: | 18. August 2016 |
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Trailer:
Beitragsbild: © Warner Bros.
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