I Remember You (2017)
„Umtreibender Verlust“
Was soll ich sagen: Ich liebe Skandinavien. Besonders Island oder die Färöer Inseln haben es mir angetan. Es ist die Schönheit der Natur in einem rauen, kalten Rahmen, die mich so fasziniert. Daher stand es außer Frage, dass ich den isländischen Beitrag I REMEMBER YOU unbedingt sehen musste, da ich ohnehin ein Fan des Skandinavischen Kinos bin.
Der Freitod einer alten Frau stellt nur den Beginn einer Reihe von mysteriösen Fällen dar, die alle miteinander verbunden zu sein scheinen. Die Polizistin Dagný (Sara Dögg Ásgeirsdóttir) und der Psychologe Freyr (Jóhannes Haukur Jóhannesson) werden mit den Fällen betraut. Doch während der Fälle bricht ein nicht ganz verschlossenes Siegel in Freyr auf, denn an ihm haftet ein schreckliches Schicksal: sein Sohn Benni ist vor drei Jahren spurlos verschwunden. Ganz Island war damals auf der Suche nach dem kleinen Jungen – vergeblich.
Im Mittelpunkt der Geschichte befindet sich der Psychologe Freyr Und dann ist da noch ein junges Paar, das ein Bed and Breakfast zusammen mit einer Freundin irgendwo im Nirgendwo Islands aufbauen und dabei seine angeschlagene Beziehung retten will. Doch auf der abgelegenen Insel haben sich unaussprechliche Dinge ereignet – und unaussprechliche Dinge werden sich hier bald auch wieder ereignen. Doch wie passen diese beiden Handlungsstränge zueinander?
Das Damoklesschwert der Vergangenheit
Der Film zeichnet zwei verschiedene Handlungsstänge und behandelt diese auch gleichwertig. Dabei sind die jeweiligen Episoden nicht nur im Film voneinander getrennt, sie wurden auch zu völlig unterschiedlichen Zeiten gedreht. I REMEMBER YOU setzt sich sehr feinfühlig mit dem schmerzvollen Thema Kindesverlust aus verschiedensten Perspektiven auseinander.
Da ist zum einen Freyr, der als Psychologe beinahe selbst seinen Verstand verliert, da er nicht weiß was aus seinem Sohn wurde. Zum anderen sind da Katrín und Garðar, die vor einigen Monaten ihr ungeborenes Kind verloren haben. Und dann ist da noch die Geschichte vom kleinen Bernódus, der einst spurlos verschwand und nachdem nie jemand suchte. Hierbei ist insbesondere die starke Schauspielerische Leistung von Jóhannes Haukur Jóhannesson als Freyr zu unterstreichen, dessen Schmerz sich über die Leinwand eindrücklich auf den Zuschauer projiziert
Erinnre dich an mich
Ein Geisterfilm wie eine dunkle Wolke. Eine Handlung wie ein sich zusammenbrauendes, schweres Unwetter. Unheilvoll. Eben dieses Gefühl bringt Regisseur Óskar Thór Axelsson in seiner Romanverfilmung I REMEMBER YOU atmosphärisch auf die Leinwand.
Dabei ist dieser keine Revolution und bedient sich altbewährten Elementen und vor allem Stärken des Skandinavischen Kinos. I REMEMBER YOU ist ein Krimi-Thriller mit übernatürlichen Elementen. Die Vermittlung von Horrorelementen geschieht hier unterschwellig durch eine besonders schmerzvolle Art der Lethargie – Jumpscares sucht man vergeblich.
Nicht nur die Thematik sorgt für eine gewisse Kälte, die dem Zuschauer über die Haut fährt. Dunkle, blaustichige und wolkenverhangene Bilder, düstere, dumpfe Klänge und eine durchaus spannende Handlung machen I REMEMBER YOU insbesondere für Fans des nördlichen Krimi-Kinos zu einem äußerst sehenswerten Film. Nicht ohne Grund zählte I REMEMBER YOU bisher in allen Städten zu den drei beliebtesten Filmen des FRESH BLOOD AWARDS.
7 / 10
Titel: | I Remember You (Ég man þig) |
Produktionsjahr: | 2017 |
Altersfreigabe: | keine Angabe |
Regie: | Óskar Thór Axelsson |
Cast: | Jóhannes Haukur Jóhannesson, Þorvaldur Davíð Kristjánsson, Ágústa Eva Erlendsdóttir, Anna Gunndís Guðmundsdóttir, Sara Dögg Ásgeirsdóttir |
Produktionsland: | Island |
Länge: | 100 Minuten |
Verfügbar auf: | – |
Trailer:
Beitragsbild: © Concorde
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