Paddington (2014)
„Ursa marmalada“
Viele von uns sind mit dem Hasen Felix, Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen, den Drei ???, TKKG oder auch den Fünf Freunden aufgewachsen. Viele britische Kinder hingegen dürften vor allem den Bären Paddington mit ihrer Kindheit verbinden, der hierzulande oftmals eher eine Randerscheinung war. Mit PADDINGTON hat Regisseur Paul King im Jahr 2014 einen Film geschaffen, der Groß und Klein gleichermaßen ins Herz trifft.
Der Bär Paddington stammt aus dem tiefsten Peru wo er zusammen mit seiner Tante Lucy und seinem Onkel Pastuzo in einem Baumhaus im südamerikanischen Dschungel haust. Einst verirrte sich ein britischer Entdecker an diesen verlassenen Ort und stieß dabei auf eben diese seltene und höher entwickelte Bärenart der Paddington und seine Familie angehören. Auf eben dieser Begegnung fußt die Passion der Bärenfamilie für Großbritannien – insbesondere jedoch für die schmackhafte, englische Orangenmarmelade!
Doch eines Tages wird das Idyll des knuffigen Bärenjungen durch ein Erdbeben erschüttert: Nicht nur die frisch eingekochten Marmeladenvorräte werden dabei zerstört, nein – auch ihr Zuhause liegt in Schutt und Asche. Daraufhin schmuggelt ihn seine Tante an Bord eines Frachtschiffes gen England und bleibt selbst zurück. Sie glaubt fest an die Freundlichkeit der Briten, doch als Paddington in London und am gleichnamigen Bahnhof ankommt, muss er feststellen, dass die Gepflogenheiten in der Metropole nicht seinen Vorstellungen entsprechen.
Schließlich hat Paddington doch das Glück, von der Familie Brown gefunden und aufgenommen zu werden, die ihm auch seinen Namen gibt. Nach einigen Turbulenzen macht sich der Bär auf die Suche nach der einzigen Person, die er in London kennt – dem Abenteurer, der sich einst in seine Heimat verirrte. Bald gerät Paddington jedoch in Gefahr, da die bösartige Tierpräparatorin Millicent (Nicole Kidman) es auf den seltenen Bären abgesehen hat…
Listen and Repeat.
Fernweh umtreibt die Bären – und das nicht einmal weil sie mit ihrem Zuhause unzufrieden sind. Nein, sie leben ein einfaches, beschauliches Leben mit dem sie glücklich sind. Jedoch träumen sie von fremden Kulturen, neuen Eindrücken, einem Abenteuer – kurzum von „mehr“. Paddington und seine Familie haben sich daher viele (stereotypische) Gepflogenheiten und scheinbar elementare Bausteine dieser für sie fremden Kultur angeeignet – sie können sogar fließend Englisch sprechen. Nach der Naturkatastrophe müssen in der Not jedoch die erworbenen Tugenden genutzt werden und so schickt Tante Lucy Paddington in ein ihr de facto fremdes Land, in der Hoffnung auf ein besseres Leben für ihren Sprössling.
Hiermit wird deutlich, dass PADDINGTON im Kern so aktuell wie nie ist – insbesondere hinsichtlich der Flüchtlingsdebatte oder auch Xenophobie. Doch trotz dieser unterschwelligen Botschaft, die somit auch für Kinder wunderbar anschaulich und empathisch herübergebracht wird, ist PADDINGTON ein Heidenspaß für die ganze Familie.
Paddington. Nur echt mit Hut, Dufflecoat und Koffer (voller Marmelade).
Der flauschige Bär mit dem roten Schlapphut ist ein kleiner Hurricane, eine niedliche Naturgewalt, der die Herzen im Sturm erobert. Mit Freude begleitet der Zuschauer Paddington durch die Strapazen und die Tücken, die die Zivilisation so mit sich bringt. Die Familie Brown wird dabei liebevoll skizziert. Sie beherbergt tolle Charaktere wie Mr. Brown (Hugh Bonneville) und Tochter Judy (Madeleine Harris), die beide zunächst auf ihre Art und Weise etwas abweisend und ambivalent wirken. Und dann sind da noch Mrs. Brown (Sally Hawkins) und Sohn Jonathan (Samuel Joslin), die eher verträumte, warmherzige Figuren sind. Hinzu kommt, dass der Film einmalig farbenfroh und einfach traumhaft schön animiert ist. Der Film erinnert in seiner kindlichen Naivität auch etwas an die Regiearbeit von Jean-Pierre Jeunet (DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE). Einzig und allein die Antagonistin in Form von Nicole Kidman wirkt etwas blass. Ebenfalls fehlt es hier und da an einer etwas komplexeren und engmaschigeren Handlung.
Abschließend ist zu sagen, dass PADDINGTON zu den Filmen gehört, bei denen man es kaum erwarten kann selbst Kinder zu haben um ihnen diesen Film zu zeigen und neben gebannten, leuchtenden Kinderaugen zu sitzen während sich bei einem selbst ebenfalls ein wohlig-warmes Gefühl in der Magengrube ausdehnt und sich seinen Weg zum Herzen bahnt.
7,5 / 10
Titel: | Paddington |
Produktionsjahr: | 2014 |
Altersfreigabe: | FSK 0 |
Regie: | Paul King |
Cast: | Nicole Kidman, Sally Hawkins, Julie Walters, Hugh Bonneville, Peter Capaldi |
Produktionsland: | Großbritannien, Frankreich |
Länge: | 95 Minuten |
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Trailer:
Beitragsbild: © Studiocanal
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