Figaros Wölfe (2017)
„Treffen sich fünf aufm Dach …“
… so beginnt nicht etwa ein Witz, sondern umreißt grob die Handlung des deutschen Genre-Films FIGAROS WÖLFE, der auf dem Fantasy Filmfest Weltpremiere feierte.
Ob der Film auf den erneut hoffnungsvollen Zug des deutschen Film aufspringen kann, verrate ich euch in meiner Review.
Über den Dächern von Berlin. Figaro (Tom Semmler) und seine Lakaien, der schwarze Hüne Edgar (Aciel Martinez Pol) und der dauerplappernde Hauser (Dieter Weichbrodt) , wissen, was sie dort Tag für Tag finden können: Frieden von ihrem Gangsteralltag. Außerdem eine junge Frau im Pünktchenkleid (Saralisa Volm), die sich nicht wehrt und einen etwas schüchternen jungen Mann (Franz Rogowski), der den Himmel über Berlin entdeckt. Zaghaft, aber bestimmt spricht er seine große Liebe an – die junge Frau im Pünktchenkleid.
Lass uns Krakatoa spielen
Ich liebe schöne Bilder. Ich mag mutige Filme. Ich befürworte junge Filmemacher, die die eingeschleiften Trampelpfade verlassen und mit neuen kreativen Ideen die Filmlandschaft bereichern. Ich glaube an das Potenzial des deutschen Films. FIGAROS WÖLFE begegnet dieser Vision leider nur in rudimentären Ansätzen.
Der Film ist hauptsächlich in schwarz weiß gedreht und weiß mit seiner Kameraarbeit durchaus zu verlocken. In wenigen Sequenzen werden dann doch einige Farbaufnahmen beigemengt, so etwa in psychedelischen Drogenfieberträumen und beklemmenden Albtraumszenen. Dabei ist der Film mit einem durchaus ansprechenden Sound unterlegt, der zwischen Leichtigkeit und Bedrohlichkeit hin und her balanciert, ebenso wie das Geschehen auf der Leinwand.
Auch der Cast kann überzeugen: So finden Größen wie Franz Rogowski ebenso statt wie Newcomer der Branche (klasse: Tom Semmler). Es ist eine interessante Sicht auf Frauen, die in FIGAROS WÖLFE belichtet wird: Zum einen die drei Männer, die Colette als Objekt der fleischlichen Lüste sehen und diese auf dem Dach vergewaltigen. Zum anderen ist da aber auch der verträumte Gilbert, der in der jungen Frau viel mehr sieht und ihr mit aller Neugier und Zärtlichkeit begegnet.
Der Mensch ist des Menschen Wolf
Nichtsdestotrotz wirkt der Film eher halbgar. Wilde Reminiszenzen. Style over Substance. Philosophische Sprüche, Nichtigkeiten und angebliche Lebenserkenntnisse werden zum Besten gegeben. Daraus ergeben sich oftmals sinnlos aneinander gereihte Phrasen, die keine Freunde am Dialog bieten. Einzelne Fetzen sind durchaus interessant, doch FIGAROS WÖLFE lässt dem Zuschauer keine Zeit über einzelne Aspekte länger nachzudenken.
Man merkt, dass der Regisseur das Medium als Hobby sieht – Galizia studierte nichts in Richtung Film – und in dem wohl der Wunsch brannte sich innerhalb der Branche zu verewigen, dem deutschen Film vielleicht sogar den eigenen Stempel aufzudrücken.
Dabei herausgekommen ist leider eher eine Kollage aus Visionsfragmenten, zu vielen Dinge und Ideen, die man wohl über die Jahre behutsam in seinem Notizbuch notiert und gesammelt hat, um diese dann besonders prätentiös und avantgardistisch einzubauen. Nice try. Aber so gewinnt man leider kein Publikum für den deutschen Film zurück.
4,5 / 10
Titel: | Figaros Wölfe |
Produktionsjahr: | 2017 |
Altersfreigabe: | keine Angabe |
Regie: | Dominik Galizia |
Cast: | Saralisa Volm, Franz Rogowski, Tom Semmler, Dieter Weichbrodt, Aciel Martinez Pol |
Produktionsland: | Deutschland |
Länge: | 70 Minuten |
Verfügbar auf: | – |
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