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der cineast

der cineast Filmblog - Review - Remake, Remix, Rip-Off
In:Review

Remake, Remix, Rip-Off (2014)

1. Mai 201624. September 2017

„Süpermen & Co.“

Kaum eine andere Nation hat den Film-Ideenklau dermaßen perfektioniert wie die Türkei in den 60er und 70er Jahren. Durch den Mangel an Drehbuchautoren und der permanent präsenten amerikanischen und europäischen Konkurrenz, wurden Blockbuster à la Tarzan, Dracula, Der Zauberer von Oz, Der Exorzist, Superman, Rambo oder Star Wars kurzerhand für den heimischen Markt adaptiert – um nur einige zu nennen.
Regisseur Cem Kaya erlaubt mit seiner Dokumentation REMAKE, REMIX, RIP-OFF einen Blick hinter die Kulissen vergangener Kinotage und geht dem Phänomen der Kopierpraxis auf den Grund.

„Es gibt insgesamt nur 33 oder 34 Geschichten auf der Welt. Vielleicht auch 36, aber keine 37.“ – „Es sind 31, nicht mal 32. Diese 31 Themen mischt man munter zusammen, setzt das Finale des Zwanzigsten an den Anfang des Elften und schon hast du einen neuen Film. Alle Filme sind gleich.“
Wenn das kein Statement ist. Und doch steckt in dieser Ansicht ein wahrer Kern. In der Tat gibt es gewisse Grundmotive – das berühmte Schema F. Geschichten, die leicht abgewandelt irgendwie immer wieder funktionieren. Die türkische Filmindustrie, genannt „Yeşilçam“, erwies sich als Meister dieses Prinzips.
Am laufenden Band wurden unzählige Filme produziert – in der 100jährigen Geschichte stolze 7000 Stück – und das trotz der obsoleten und maroden finanziellen Situation und Struktur. Low-Budget, ab und zu etwas lieblos und doch Kult: diese Art der Filme konnte vor allem das Publikum in den ländlichen Gebieten Anatoliens für sich gewinnen. Es war keine Seltenheit, dass ein Regisseur zwischen 120-1700 Filme drehte. Der damalige Videomarkt in der Türkei war eine reine Goldgrube und mauserte sich schon bald zum Exportschlager, vor allem nach Deutschland.

Was würde nur die GEMA sagen?

Bevor das Fernsehen Mitte der 70er Jahre Einzug in türkische Wohnzimmer hielt, war das Kino neben dem Radio das einzige und günstigste Massenmedium. In großen Kinosälen oder in Open Air Kinos waren Zuschauerzahlen zwischen 2000 und 4000 picknickenden Besuchern an der Tagesordnung. Zustände, von denen Kinobetreiber angesichts der immer weiter stagnierenden Besucherzahlen heute nur träumen können.
Aus Ideenmangel und im Wetteifer zu amerikanischen und europäischen Produktionen fing man schon bald an westliche Kassenschlager dreist nachzufilmen und dem Geschmack des heimischen Publikums anzupassen. Diese Umstände begünstigte das damals mehr als laxe Urheberrecht – selbst heute ist die Gesetzeslage schwammig.
Doch das türkische Kino hatte auch mit einer starken politischen Zensur zu kämpfen, hinzu kamen Importquoten für Negativfilme wodurch sich schon bald ein Schwarzmarkt für Filmequipment bildete. Not macht erfinderisch, und so baute man sich beispielsweise einen Dolly, dessen Wagen durch aufgenagelte Kernseife auf wassergetränkten Schienen glitt. Ebenfalls gang und gäbe war die Nutzung fremder Filmsequenzen oder das Sampling von Filmmusik, da man sich weder Spezialeffekte noch ein Orchester leisten konnte.

Filmische Patchworkdecken

Der Film zeigt auch die enttäuschten, jedoch mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein überspielten Hoffnungen von Filmemachern, die ihre eigenen Ideen nie umsetzen konnten und höhere Ambitionen hatten als Plots nach dem Baukastensystem und filmisches Wiederkäuen.
So drückt sich ein Regisseur durch folgende Metapher aus: er wollte ein Teeglas filmen, aber entweder fehlte ihm der Löffel oder das Glas war zerbrochen. Doch letzten Endes ginge es weniger um die Kunst als um die Sicherung der eigenen Existenz. Ein Konflikt, dem sich viele Freigeister immer wieder stellen müssen. Gegen Ende verblasst der amüsant-trashige Tonus des Films zunehmend. Politisch motivierte Filmverbrennungen, die mehr als schlechten Arbeitsbedingungen an türkischen Sets oder die Doppelmoral des späteren Wandels des „Yeşilçam“ hin zur Pornografie werden angesprochen und kritisch beleuchtet.

Ein trashiger Hauch von Nostalgie

Dabei wird REMAKE, REMIX, RIP-OFF nicht durch emotionale oder pathetische Voice Over überladen, nein – in unaufgeregter Schlichtheit werden Anekdoten über den heimisch und doch so fernen Filmapparat zum besten gegeben.
Ich persönlich kam durch einen ehemaligen türkischen Kollegen zum ersten Mal mit der Thematik in Berührung, da er mir von diesen Remakes erzählte und ich ihn nur ungläubig ansah, bis er das Erzählte mit Filmausschnitten und Trailern untermauerte. Dennoch konnte ich den Kult dahinter erkennen und in gewisser Weise wertschätzen.
Regisseur Cem Kaya, der an diesem Projekt über sieben Jahre arbeitete und im Zuge dessen tausende der Filme gesichtet und fast hundert Interviews geführt hat, schafft mit REMAKE, REMIX, RIP-OFF eine interessante, kritisch-nostalgische und vor allem würdevolle Ode an diese Goldene Ära des türkischen Kinos und lädt dabei zum informativen Schmunzeln ein.

SON*

*(türkisch: Ende)

keine Wertung

 

Titel: REMAKE, REMIX, RIP-OFF – Über Kopierpraxis und das türkische Pop Kino
Produktionsjahr: 2014
Altersfreigabe: keine Angabe
Regie:  Cem Kaya
Cast:  Jan Bijvoet, Brionne Davis , Nilbio Torres, Antonio Bolívar, Luigi Sciamanna, Yauenkü Migue, Nicolás Cancino
Produktionsland:  Türkei, Deutschland
Länge:  86 Minuten
Kinostart:  05. Mai 2016
Verfügbar auf:  –

 

Trailer:


Beitragsbild: © Drop-Out Cinema

*Amazon Affiliate-Links

Dokumentation, Filme
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Die "die" hinter dem "der". Film- und Serienliebhaberin. Binge-Watcher. Sneak-Gängerin. Programmkino-Unterstützerin. Marketingtante. Herzens-Berlinerin. Schallplatten-Sammlerin.

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